Manchmal ist es schon von Vorteil, sich über aktuelle Veranstaltungen der Region, in der man grade unterwegs ist, zu informieren. An diesem kleinen Städtchen wären wir sonst wohl einfach vorbei gezuckelt, obwohl der Name an sich vielleicht schon unsere Aufmerksamkeit erregt hätte.
Cuba also, das portugiesische, und wer jetzt spontan an die Karibik denkt, liegt gar nicht mal ganz so falsch... aber das ist eine andere Geschichte, die wir hier unverhofft erfahren durften - nachzulesen im letzten Blogeintrag zum Thema Columbus.
Angelockt wurden wir aber von einer interessant klingenden Veranstaltung, bei der es um das Singen geht, vor allem um den als Weltkulturerbe anerkannten
Cante Alentejano.
Cante Alentejano
Davon gibt es einiges zu hören an diesem Wochenende. Verschiedene Cante-Gruppen aus der Umgebung sind angereist und geben ihre traditionellen Lieder zum Besten.
Und nein, es dürfen nicht nur Männer mitmachen! Es gibt auch gemischte Gruppen, und in Cuba (und wohl nicht nur dort) auch eine singende Mädelstruppe (dass dieselbigen auf dem Bild unten - am späten Nachmittag beim Maratona do Cante aufgenommen - so mitgenommen dreinschauen, liegt vor allem an der 36°-Hitze!)
Leider ist der Altersdurchschnitt der Sänger auffallend hoch, es bleibt zu hoffen, dass das Interesse der jüngeren Generation an dieser Tradition wieder wächst und der Cante Alentejano auch in Zukunft in den Dörfern des Alentejo zu hören sein wird.
Die Feira do Cante e dos Tradicoes - ein Fest, das im ganzen Ort stattfindet: auf den Straßen, verschiedenen Plätzen mit drei Bühnen, in den Vereinslokalen der Sängergruppen und in Ausstellungsräumen. Die Sängergruppen ziehen singend durch die Straßen und von einem Veranstaltungsraum zum nächsten.
Aber es gibt noch mehr zu sehen, das Veranstaltungsrogramm für die drei Tage ist vollgepackt mit weiteren Attraktionen, zum Beispiel verschiedenen anderen traditionellen Gruppen der Region, wie den Gigabombos do Imaginário aus Evora, die Caretos de Podence in Zottelkostümen mit Glocken und Feuerwerk, sowie Gruppen aus anderen Ländern, zum Beispiel eine Folklore-Tanzgruppe aus der Bretagne und eine sardische Sängergruppe.
Es gibt also viel zu sehen und zu hören, und nachdem die Auftritte überall im Ort verteilt stattfinden, ist man auch entsprechend viel auf den Beinen. Auf drei Bühnen finden nacheinander Konzerte in buntem Musikmix statt, von Fado bis afrikanischem Jazz aus Mosambique... und das bis weit nach Mitternacht.
Uralte Tradition und Highlight am Ende vieler Feste in Portugal - vor allem für die Dorfjugend: die vacas de fogo, eine funkensprühende Holzkuh auf dem Rücken eines Mannes kurz vor Mitternacht, welche durch die Menge jagt und alle rennen vor Vergnügen kreischend davon, aber ja nicht zu weit, wo bleibt denn sonst der kleine Nervenkitzel ... hat ein bisschen was vom Stierlauf in Pamplona nur eben tierfreundlich mit Holzkuh.
Nebenbei gibt es nachmittags im Park ein eigenes Kinderprogramm und einiges Interessantes zu traditionellem Handwerk der Region in den Ausstellungsräumen zu sehen - typisch für den Alentejo übrigens zum Beispiel die Talegos, bunte Beutel, genäht aus Stoffresten.
Eine wirklich schöne und interessante Veranstaltung, welche allerdings, an der Besucherzahl gemessen, noch als Geheimtipp eingestuft werden kann. Wer also nächstes Jahr um die Zeit in der Gegend ist...
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